Slow Down Gurl!

Cruise Collection – in der Modewelt ist dieser Begriff gefühlt seit Ewigkeiten Programm. Mittlerweile wird das, nun ja, dekadente Phänomen auch für Normalsterbliche zum Ereignis. 

„Hotter than Hell“ dachte sich vermutlich Alessandro Michele, Chefdesigner von Gucci, beim Planen der jüngsten Cruise-Show. Auf einem römischen Friedhof der südfranzösischen Stadt Arles entfachte er ein Inferno und ließ inmitten von Gräbern und einem mittelalterlichen Chor seine Modepuppen tanzen. „Ein Fegefeuer inmitten der Eitelkeiten“, so die Süddeutsche Zeitung. Beerdigungstauglich sind die über 100 Looks zwar nicht, das Spektakel um die elktro-gothic angehauchten Stücke dafür umso gelungener. Ist es übertrieben zu sagen, die italienische Luxusmarke habe die Konkurrenz unter die Erde gestampft?

Ein Fegefeuer inmitten der Eitelkeiten – Süddeutsche Zeitung

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Gucci Cruise 19

Die Mutter der Cruise Collections 

Cruise Collections oder auf französisch Collections Croisères, waren einmal Kollektionen für reiche Ehefrauen, die zur kalten Jahreszeit in den warmen Süden entfliehen wollten, dabei aber nicht auf die neuste Mode verzichten konnten. Sommermode für den Winter, oder ein Vorwand den Kunden erneut das Geld aus der Tasche zu ziehen?

Der Ausbau der Kollektionen, die in der Regel im Mai vorgestellt werden, ist eine überzeugende Antwort auf die Schnelllebigkeit der Branche, ausgelöst durch Fast Fashion. Mehrere Millionen Euro werden in die Schauen investiert. Maria Grazia Chiuri lud ihre Gäste in das Musée Vivant du Cheval ein. Die Dior-Designern ließ sich von mexikanischen Reiterinnen inspirieren, zeigt ausladenden Röcke, Reiterstiefel sowie Taillengürtel und Korsagen im mexikanischen Flair.

Sommermode für den Winter, oder ein Vorwand den Kunden erneut das Geld aus der Tasche zu ziehen?

Bekannt für außergewöhnliche, kostspielige und vor allem umwerfende Modenschauen ist Chanel. Egal ob im Wald, unter Wasserfällen oder am Eiffelturm, Lagerfeld erweckt den Eindruck, Chanel könne überall getragen werden. Laut eigenen Angaben hat Coco Chanel die Cruise Collection ins Leben gerufen, bereits 1919 zeigte sie Urlaubsmode fernab von ihren regulären Kollektionen. Karl Lagerfeld zollt ihr 100 Jahre später mit der „Cruise-Kollektion aller Cruise-Kollektionen“ nun Tribut. Herbst letzen Jahres zeigte er seine Métiers d’Art in der Elbphilarmonie in Hamburg. Auch in seiner aktuelle Cruise Kollektion steht die Schifffahrt im Mittelpunkt. Konzentration liegt aber nicht wie in der Hansestadt auf den Matrosen, sondern den gut betuchten Passagieren.

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Chanel Cruise 19
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Dior Cruise 19

 

Einladung ins Märchenland 

Alessandro Michele hat mit seiner Kollektion alles richtig gemacht. Bilder erweckt, die vermutlich seit John Gallianos Dior Schau „Wedding from Hell“ nur darauf gewartet haben, wieder durch die Modemagazine der Welt zu spucken. Der Gucci Designer ist mehr als nur Creative-Director. Er schafft es seinen ausgefallenen Stil via Bildern auf die Käufer zu transportieren, sie über einen Bildschirm in einen magischen Bann zu ziehen. Seine Mode regt zum Träumen an, seine Modenschauen sind eine perfekte Mischung aus Grusel, Romantik und Schwärmerei. Und selbst wenn er „tote Mädchen“ über römische Gräber stolpern lässt, hat das Stil.

Das Thema Reisen ist bei den Modeschauen genauso present wie zur Geburtsstunde der Sonderkollektionen. Das erkennt man nicht nur an den fernweh-schreienden Designs, sondern auch an den teils außergewöhnlichen und aufwendig inszenierten Locations.  Aber auch der Wettbewerb der Marken, der Trieb die Konkurrenz auszustechen, weckt die Interesse an den Schauen. Jeden Tag ein neues Erlebnis, an einem anderen Ort, fast wie Urlaub. Nur vielleicht teurer, wenn man sich im Kaufrausch vergisst.

So romantisch der Gedanke ist, trägt vermutlich aber noch ein weitere Faktor zur Bedeutsamkeit von Cruise bei: Fast Fashion. Wie lange kann Mode noch antizyklisch präsentiert und verkauft werden, wenn sich Trends schon jetzt rasend schnell verändern? Slow down Gurl!

Bild 1: instagram.com/gucci

Bild 2: instagram.com/chanel

Bild 3: instagram.com/dior

 

 

 

 

Mr. Erbil – ein Lichtblick für den Irak

Mode sagt manchmal mehr als tausend Worte. Neben Krieg und Terror, Angst und Unterdrückung beginnen 40 junge kurdische Männer in der irakischen Millionenstadt Erbil sich wie Dandys zu kleiden und lösen damit einen medialen Hype aus. Wieso? Weil es um viel mehr als „nur“ die Mode geht. Um eine soziale Entwicklung im Irak, die Würde der Menschen und Kreativität.

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Doch was ist eigentlich ein Dandy? Der Begriff Dandy findet seinen Ursprung im 18. Jahrhundert und bezeichnet Männer, die ihr Leben (und ihr Portmonee) der Kunst der Mode widmen und „[…] vor einem Spiegel [leben und schlafen]“ (Charles Baudelaire, frnz. Schriftsteller). Der Dandyismus beschreibt aber nicht nur Eleganz, sondern auch einen Lebensstil. Der Mittelpunkt dieses Lebensstils zeichnet sich durch die eigene, teils narzisstische, Selbstinszenierung aus. Gegen den Mainstream und für die Dekadenz, den Verfall einer Kultur durch Veränderungen, kämpft der klassische Dandy, um sich am Ende des Tages selbst bewundern zu dürfen.

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Mr. Erbil ist eine Gruppe von jungen Männern. Männern mit unterschiedlichsten Berufen und unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Ihre Leidenschaft für stilvolle Mode hat sie über Soziale Netzwerke zueinander geführt, nicht um sich vor dem Spiegel zu bewundern und sich Anderen überlegen zu fühlen. Mr. Erbils Interpretation des Dandyismus beschränkt sich nämlich hauptsächlich auf das Optische. Zum Mainstream möchte die Gruppe trotzdem nicht gehören. Die Dandys möchten Kurdistan aus seinem verstaubtem Image befreien und der Welt zeigen, dass die Region im Irak viel mehr als nur Unterdrückung und Brutalität ist. Inspiriert von einem italienischen Gentlemen’s Club finden die Männer mittlerweile Bewunderer auf der ganzen Welt und haben tausende von Followern auf Sozialen Netzwerken. Die Mitglieder kreieren ihren eigenen Stil, eine Mischung aus dem westlichen Stil und eigenen Traditionen. Die Vorstellungen werden von lokalen Schneidern verwirklicht, manche Kleidungsstücke sogar verkauft. Die Männer von Mr. Erbil spazieren aber eben nicht nur mit Designeranzügen durch die Straßen, wo sich sonst Gleichaltrige mit Kampfausrüstung vor dem IS hüten, und wofür es bereits mehrmals Kritik hagelte. Mr. Erbil kämpft auch für einen sozialen Umschwung in einer Region in der Frauen kaum Rechte haben. Nicht mit Waffen sondern mit den Medien. Ein Mal pro Woche stellt die Gruppe eine starke, unabhängige Frau auf ihren Sozialen Netzwerken vor, nicht nur um auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit gegenüber Frauen hinzuweisen, sondern um akut dagegen vorzugehen und die Bedeutsamkeit der Rolle der Frau zu verdeutlichen. Unter den Dandys ist man sich einig, dass die Rolle der Frau im Irak immer noch unterschätzt wird. Aber Frauen die gegen den IS kämpfen und sich in Auffangcamps um Fliehende kümmern, prägen das Bild der Frauen bereits nachhaltig. Man sei auf dem richtigem Weg.

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“We Should All Be Feminists“, steht auf einem der jüngeren Designs der Dior Designerin Maria Grazia Chiuri und vielleicht sollte man das „sollte“ durch ein „müsste“ ersetzten. Dass Mode mittlerweile eine Plattform für vermeidlich unaussprechbare Themen mutiert und schon lange keine belanglose Oberflächlichkeit mehr ist, beweisen die Männer von Mr. Erbil, indem sie Verantwortung übernehmen, für ihren Wunsch nach einem eigenen Staat und einem neuen, lebendigen sowie kreativen Kurdistan, sowie für die Würde der Frau. Verantwortung nicht nur für ihr Herkunftsland, sondern für die ganze Welt.  Mr. Erbil sind feministische Dandys des 21. Jahrhunderts – vermutlich auch die Besseren.

Foto 1&2: instagram.com/mr.erbil

Foto 3: instagram.com/dior

In Kooperation mit thenextpagemagazine.wordpress.com

Granny Issues in Cannes

Und der Sommertrend 2017 heißt: Sandeln und Socken. Vielleicht!

Das Festival de Cannes feiert seinen 70. Geburtstag. Im Kampf um die Palme d’Or ist wieder einmal die komplette High Society geladen. Von der deutschen B-Prominenz bis hin zu den ganz großen Stars wie Nicole Kidman, Charlize Theron, Rihanna und natürlich Supermodel Kendall Jenner lässt sich niemand das Spektakel entgehen. In einem Kleid von Giambattista Valli, trägt Jenner hautfarbene, aber dennoch sichtbare, Socken zu ihren nudefarbenen Stilettos. Auf den ersten Blick komisch. Auf den Zweiten immer noch. Trotzdem hat der „Look à la Grandma“ etwas raffiniertes, da er eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber unserem gängigen Dresscode vermittelt. Auf der nächsten Party heißt es dann also Adiletten und Kniestrümpfe, statt High Heels und Minirock. Man darf also gespannt bleiben. 

Im Anschluss zeige ich euch meine Lieblingsoutfits des Filmfestivals. 


5. Juliette Binoche in Chloé 


4. Rihanna in Dior 


3. Lily Donaldson in Dior 


2. Tochter von Johnny Depp, Lily Rose in Chanel


1. Elle Fanning in Gucci 
Fotos: vogue.com 

Der Coachella Traum

“We are daughters, sons, brothers and sisters tonight at Coachella“ singt die neuseeländische Sängerin Brooke Fraser (“Something in the Water“) in ihrem Pop-/Folksong, benannt nach einem der größten Musikfestivals seit 1999, dem Coachella Valley Music and Arts Festival. Drei ganze Tage wird ein Hippie ähnliches Leben im Woodstock-Style unter der Sonne Kaliforniens zelebriert. Im Namen der Kunst und der Musik. … und der Mode.

Neben Rock, Indie, Hip-Hop und vielen anderen Musikgenres wird auf dem Coachella-Festival auch Kunst präsentiert, sowie neue Künstler vorgestellt und Comebacks einst getrennter Bands gefeiert. Brooke Fraser singt von einem Gefühl der Unbeschwertheit, das von dem Festival ausgeht und seine Gäste in einen magischen Bann zieht. Genau dieser Bann lockt jährlich hunderttausende Festivalliebhaber nach Indio ins Coachella Valley um gemeinsam die Musik und die Kunst zu feiern. … und die Mode. Obwohl böse Zungen behaupten, dass eine große Anzahl modebewusster Besucher durch arrogantes Auftreten den Charme des Festivals zerstören, um lediglich ihre Outfits zu präsentieren und für bekannte Labels zu werben, ist das modische Auftreten im Coachella Valley eine Charakteristik, die das Festival ausmacht und für die Modewelt neue Sommertrends hervorbringt. So war es zum Beispiel das brasilianische Supermodel Alessandra Ambrosio, die vor einigen Jahren auf diesem Festival, als eine der Pioniere, Birkenstocksandalen aus ihrem jahrelangen Winterschlaf gerissen, von dem Oma-Image befreit und der Marke einen immensen Erfolg beschert hat.

Auch dieses Jahr zog es wieder einmal fast die ganze Musik-, Kunst- und Modewelt in die Colorado-Wüste. Neben Kendrick Lamar, Lorde und Lady Gaga, die im Zuge des Festivals nicht nur einen neuen Song veröffentlicht hat, sondern kurz vor ihrem Auftritt auch ein Teaser im American Horror Story Flair als Promo auf Instagram gepostet hat, standen vor der Bühne neben internationalen Fashioninfluencern auch deutsche Modeblogger. Schnell wird klar, in Hinblick auf Coachella Trends hat sich dieses Jahr einiges geändert. Zwar wurde aufgrund der Hitze wieder einmal wenig Stoff getragen, der Coachella/Hippie-Style aber komplett neu interpretiert. Im Anschluss kommen meine Lieblingsoutfits von 2017.

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Riccardo Simonetti trug ein für ihn typisches Vintage-Hemd mit Madonna auf dem Rücken im südamerikanischen Stil. Dazu ganz Coachella-klassisch und zeitlos, Hot Pants von Levi’s. Auf dem Kopf lässt sich ein Diadem erahnen.

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Als Punk-Braut von Dior kam Chiara Ferragni auf das Festival. Dazu trug sie goldenen Statement-Schmuck. Das Kleid ist nicht nur ein Hingucker, sondern setzt auch gleich mehrere Trends um. High-waisted Tüllrock mit Korsage-ähnlichem Oberteil. Da man vermutlich diese Saison eher nur Hüftknochen anstatt den ganzen Bauch zeigt, passt die kleine transparente Stelle perfekt.

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Die deutsche Sängerin Lena präsentierte einen weiteren individuellen Look. Über ein dunkelblaues, schulterfreies Kleid mit weißem Muster trug sie einen dunkelgrünen, überlangen Parker. Goldener Statement-Schmuck und ein brauner Gürtel um die Taille perfektionierten ihr Outfit.

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Den wohl schönsten Look jedoch kreierte die Modebloggerin Caro Daur. Mit einem bodenlangen Spitzenkleid und einem braunen Gürtel von Yves Saint Laurent stahl sie jedem die Show. Unter ihrem Kleid, schimmern nicht nur ewig lange Beine, sondern auch ein schwarzer Bikini hervor. Hier kommt jeder ins Schwärmen.

Offensichtlich, kann man diesen Sommer alles tragen, sofern man sich etwas traut und versucht sich individuell von der Masse abzuheben. Für Festivals gilt dieses Jahr insbesondere, Hot Pants, ausgefallene Diademe, lieber kein bauchfrei (außer es ist in Lingerieoptik) und pure Farben wie dunkelrot und dunkelgrün. Wer keine Angst vor prüfenden Blicken hat, darf auch gerne wieder zu Tierprints greifen.

„Das Parfum“, das auch in vielen Jahren unsere Sinne betören wird

Patrick Süskind beschreibt in seinem Roman „Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders.“, aus dem Jahr 1985, das Leben des geruchlosen Parfumeurs Jean Baptiste Grenouille, der von der Welt der Gerüche besessen zum Massenmörder junger Frauen wird, um sie ihres individuellen Eigendufts zu berauben und daraus ein Parfum zu kreieren, welches die menschlichen Sinne betäuben und ihm Anerkennung und Liebe schenken soll. 

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Der Roman der Postmoderne gehört zweifellos zu den interessantesten und gleichzeitig brillantesten Errungenschaften der deutschen Literatur. Im Mittelpunkt des Werkes steht die olfaktorische Wahrnehmung, die ebenso wie die optische Wahrnehmung uns durchaus belügen kann. Nur auf eine viel raffiniertere Art und Weise. Unser Eigenduft, gleicht unserer Seele, ohne den wir durchaus verloren, gar nicht existent wären. Gerüche erlauben uns eine unsichtbare Veränderung zu erleben, uns ähnlich wie durch die Mode zu verkleiden. Diese unscheinbare Verkleidung kann kaum wahrgenommen werden, ist der Mode dadurch einen Schritt voraus. Parfüme erregen Emotionen in uns, manipulieren unsere Sinne und täuschen unsere Wahrnehmung.

Wer sich von der Welt der Gerüche inspiriert fühlt, sollte sich Süskinds Roman nicht entgehen lassen und Jean Baptiste Grenouille auf seinem Weg zum Parfumeur und Mörder durch Frankreich im 18. Jahrhundert begleiten. Wer selbst mithilfe von Düften eine transparente Verkleidung durchleben möchte, dem kann ich nur die folgenden Düfte ans Herz legen.

5. Miss Dior – Absolutely Blooming (für Sie)  

Frische Rosen aus Grasse in Kombination mit weißem Moschus sind die perfekte Wahl für ein erstes Date. Dem blumigen Duft kann bestimmt niemand widerstehen.

4. Hugo Boss – Bottled Night (für Ihn)

Die holzige Duftnote bringt nicht nur jede Frau um ihren Verstand, sondern ist für den lässigen, aber gleichzeitig auch eleganten Mann wie gemacht.

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3. Lancôme – La vie est belle (Für Sie)

Um die Schönheit des Lebens zu unterstreichen und das eigene Glück zu feiern, ist der blumige Duft der französischen Kosmetikmarke Lancôme das richtige Parfum.

2. Calvin Klein – One  (Für Sie und Ihn)

CK One gilt mittlerweile nicht nur als der Evergreen unter den Parfums, sondern bricht auch Grenzen und Normen, indem es für Mann und Frau, sowie jung und alt kreiert wurde. Der frische Duft ist für den Alltag, aber auch für wilde Partynächte, perfekt geeignet. 

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1. Roses de Chloé (Für Sie)

Chloés Rosen verzaubern jede Frau und sind geeignet, um an besondern Anlässen Anmut und Weiblichkeit hervorzuheben. Die blumige und frische Duftnote verspricht ein selbstbewusstes, aber auch mädchenhaftes Auftreten.

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