Influencer sind keine Individualisten

Via Sozialer Netzwerke beeinflussen uns Influencer tagtäglich. Mithilfe von Bildern werben sie für große Unternehmen und manipulieren damit vor allem ihr jüngeres Publikum. Fast sekündlich wachsen die Fangemeinden zahlreicher Internetberühmtheiten, auch im deutschen Raum. Trotzdem wird Influencern jetzt der Kampf angesagt.

Es ist wohl der aktuell attraktivste Job für junge Menschen. Das Influencer-Dasein reizt mit einem spannenden Jetsetleben, zahlreichen Geschenken von großartigen Firmen und vor allem mit einem Berühmtheitsstatus den sonst nur hochkarätige Schauspieler, Musiker oder sehr wenige Models erlangen. Vergessen wird dabei oft die fehlende Privatsphäre und die anhaltende Angst vor dem Vergessen werden.

Nichts ist tatsächlich echt

Erste Influencer, wie beispielsweise Essena O’Neill, schildern die Sozialen Netzwerke bereits als Scheinwelt. Laut dem australischen Model sei auf Instagram gar nichts echt, ihre veröffentlichten „Schnappschüsse“ seien nie spontan gewesen, sondern häufig mit Firmen abgesprochen und stundenlang geshootet worden. Besonders schockiert war die Australierin, als ihr ein männliches Supermodel einen Businessplan in Form einer Fake-Beziehung vorschlug.

„Menschen lügen jeden Tag. Besondere Ausmaße erreicht dieser Betrug bekanntermaßen auf Instagram, wo sich jeder mit einer frisch tapezierten Wohnzimmerecke ein eigenes Modeimperium aufbauen kann.“

Bianca Xenia Meyer

Ähnliches berichtete auch das kalifornische Model Alexis Ren. Sie litt jahrelang an einer Essstörung. Nachdem die junge Amerikanerin von einem längeren Australienaufenthalt zurück nach Los Angeles kam, wurde sie von ihrer Agentur zum Abnehmen gezwungen. Durch ihre anschließende Beziehung mit dem Youtube-Star Jay Alvarrez stieg der Druck in der Öffentlichkeit und die Angst vor dem Essen. Nach dem Beziehungsaus offenbarte auch Ren, dass die Beziehung zu Alvarrez immer mehr zum Job wurde. Cosmopolitan gegenüber verrät sie, dass es schön sei bewundert zu werden, aber sich zu vergleichen, würde nur Angst und Selbsthass bringen.

ar2ar

Influencer sind nicht mehr von großer Bedeutung

Die niederländische Trendforscherin Lidewji Edelkoort rechnet mit Influnecern ab. Ihr ist bewusst, dass die Internetberühmtheiten nicht frei agieren können und schon längst nicht mehr entscheiden, wie sie sich präsentieren. Da Influencer nur das tragen, was Stylisten ihnen schicken, würden sie der Modebranche keinen kreativen Fortschritt bringen. Im Interview mit Vogue sagt sie: “Jeder schaut heute nur noch auf Instagram und hält das für die absolute Wahrheit, deshalb sieht auch alles gleich aus. Die wahre Avantgarde hat sich längst wieder von dieser Plattform abgewendet. Wir alle dachten am Anfang, Social Media bringt mehr Vielfalt, aber im Grunde bringt es eher Gleichförmigkeit.“ Die Trendfroscherin rät den Blick vom Smartphone zu heben und die Trends auf der Straße zu entdecken. 

Keine Instagirls auf Laufstegen 

Gegen den Trend, Hypefaces für den Laufsteg zu casten, entschied sich das Team von Helmut Lang. Während auf fast allen anderen wichtigen Laufstegen New Yorks hauptsächlich bekannte Gesichter zu sehen waren, wurden bei Helmut Lang neue Models vorgestellt oder auf ehemalige Musen Langs gesetzt. Die Marke beweist, dass die neue Modelgeneration nicht nur aus Instagirls besteht. Auch Eckhaus Latta setzte auf „echte Menschen“ auf dem Laufsteg und engagierte beispielsweise schwangere Frauen, sowie junge und ältere Personen ohne Modelerfahrungen.

Ob die Zeit der Influencer wirklich abgelaufen ist bleibt allerdings fraglich. Genauso fraglich bleibt auch, ob neue Gesichter auf Instagram so erfolgreich werden können wie Alexis Ren und Co.

Foto 1 und 2: instagram.com/alexisren

Foto 3 und 4: instagram.com/helmutlang

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2 Kommentare zu „Influencer sind keine Individualisten

  1. Wow, was für ein schöner und offener Blogpost. Mich freut es zu lesen, dass jemand auch dieses Thema anspricht. Ich selber bin ein „Influencerin“ und finde es schade, wenn große und wirklich talentierte Blogger ihren Content für Geld verkaufen. Noch schlimmer finde ich allerdings manche Youtube, die die Jugend wirklich verdummen. – Ich selber bin erst 15 und merke den Einfluss von solchen „Influencern“ in meinem Umfeld…

    Liebe Grüße
    Jule
    https://dieduli.wordpress.com

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